Einige Methoden zur Befreiung aus Autowrack
Stark demoliert steht ein Auto nach einem Unfall am Straßenrand. Personen befinden sich noch im Fahrzeug, sind verletzt, können sich selbst nicht befreien und auch hinzukommende Ersthelfer haben keine Chance. Das Fahrzeug ist so stark verformt, dass der Fahrer und eine weitere Person im Autowrack eingeklemmt sind. Ein Szenario, bei welchem im Ernstfall schnelle Hilfe, leistungsstarke Rettungstechnik und eine Vielzahl helfender Hände mit umfassendem Know-how zur Stelle sein müssen. „Für die weitere medizinische Versorgung schwerverletzter Menschen durch den Rettungsdienst und das Fachpersonal im Klinikum zählt jede Minute“, so Übungsleiter Norbert Weismeier.
Beim Ausbildungstag der Freiwilligen Feuerwehr Kemnath trainierten die Aktiven den Einsatz zur Personenbefreiung nach Verkehrsunfällen. Weismeier ging in der vorangegangenen „Unterrichtsstunde“ auf die den Einsatzkräften lauernden Gefahren bei Verkehrsunfällen und den zweckmäßigen Umgang mit den technischen Rettungsgeräten ein, hatte eine Präsentationen mit Erklärungen, Bildern und Skizzen ausgearbeitet. Nebst den Ablaufschemen wurden auch mehrere Rettungsmethoden besprochen, welche schließlich auch praktische Umsetzung bei Schrottfahrzeugen auf dem Übungshof des Feuerwehrgerätehauses fanden.
Im ersten Übungsblock arbeiteten die Kemnather Feuerwehrleute ein Einsatzszenario in Löschzugstärke ab, wobei die einzelnen Schritte einer patientenorientierten schonenden Rettung aus dem Fahrzeugwrack vorgenommen wurden. Beginnend von umfassenden Erkundungsmaßnahmen, der richtigen Position der Einsatzfahrzeuge und der Ablage der Rettungsgeräte stabilisierten die Floriansjünger das Fahrzeug mit Unterbaumaterial, sicherten den nicht ausgelösten Fahrerairbag, stellten den Brandschutz sicher und ein „innerer Retter“ bahnte sich den Weg ins Innere des Autowracks zu den „Verletzten“.
Schneiden und Spreizen
Auch die Rettungskarte, auf welcher etwa Karosserieversteifungen, die Einbauorte von Batterie, Gasdruckdämpfern oder Gurtstraffern des jeweiligen Fahrzeugs vermerkt sind, wurde in die Übungen mit einbezogen. Schließlich wurden die schweren Rettungsgeräte angesetzt, Fahrzeugteile mit dem Spreizer beiseite gedrückt und mit der hydraulischen Rettungsschere größere Blechteile abgetrennt. Mit mehreren Gerätschaften machten sich die Floriansjünger gleichzeitig an einer Autokarosse zu Schaffen um eine große Rettungsöffnung herzustellen. Mehrmals wurden die „Rettungsarbeiten“ unterbrochen, die Lage umfassend und neu bewertet und weitere Möglichkeiten für den Einsatz der Rettungsgeräte aufgezeigt und besprochen.
Neben den schweren Rettungsgeräten fanden auch kleinere Handwerkzeuge, eine Säbelsäge und Equipment zur Entfernung von Glasscheiben ihre Verwendung. Auch weitere Sondergeräte wurden durch das „Team Technische Hilfeleistung“ um zweiten Kommandanten Norbert Weismeier und den Teammitgliedern Daniel Merkl und Marco Schäffler geschult. Welche Gefahren nicht ausgelöste Fahrzeugairbags nach einem Unfall während der Rettungsarbeiten beherbergen offenbarte eine Vorführung.
Zündung mit Sprengstoff in wenigen Millisekunden
"Frontairbags werden etwa 15 Millisekunden nach dem Aufprall gezündet“, erörterte Georg Zeitler, aktives Feuerwehrmitglied und Kraftfahrzeugmeister. „Bereits nach rund 50 Millisekunden sind die Airbags voll entfaltet und gefüllt, wobei ein Frontairbag rund 60 Liter Luft fasst“, betonte Zeitler, welcher zudem über einen Lehrgang zur Sprengstoffkunde verfügt. „Nach 150 Millisekunden sind die Airbags dann auch langsam wieder entleert. In einzelnen Vorführungen zeigte der aktive Feuerwehrmann die Wucht von Auslösungen bei Seitenaufprall- und Fahrerairbags.
Nach der mehrstündigen Ausbildungsveranstaltung gab es eine Stärkung bei einem warmen Imbiss im Gerätehaus. Kommandant Peter Denz dankte den Feuerwehrmännern und -frauen für die Teilnahme an der THL-Übung, sowie dem Team für die Ausarbeitung der Übungsveranstaltung. „Zielgerichtete Ausbildung, regelmäßige Übung mit den Rettungsgeräten und das praktische Beüben möglicher Einsatzszenarien“, so Kommandant Peter Denz „sei für eine umsichtige Hilfeleistung im Ernstfall unabdingbar“. Der Dank der Kommandaten galt auch Georg Zeitler für die „Airbagvorführung“ sowie die Bereitstellung der Übungsfahrzeuge.